LIFE

Thomas Ludwig-Kelley  bekannt als Tom Kelley in der Welt des Möbeldesigns und irgendwann auch mal als Maler Thomas Ludwig entschied sich nach einer Jahrzehnte langen Pause (provoziert von einem merkwürdigem Verhalten einer Münchner Galerie und der beginnenden Karriere als Designer) noch einmal zu beginnen mit der Malerei und dem Ausstellen der Resultate von damals und heute.

Start: Veneto ! Zweimal in Padua, einmal in Venedig.

Am 21.2. Eröffnung der ersten Ausstellung, der 1. in Italien überhaupt.

TLK begreift sich selbst in erster Linie als Beobachter . Und all diese Beobachtungen wollen dann irgendwann heraus, als Formen, Kompositionen, Farben, Projekte, Worte……… hätte er ein Instrument erlernt wohl auch mit Klang !?
Ihn treffend begreift man sehr schnell, das Schweigen existiert, aber nur wenn er arbeitet wie jemand in Trans. Gut für künstlerische Ausdrucksformen, nicht aber für jemand der an Plätzen lebt wie der exDDR.

Seine Travel Notes sind keine touristischen Schnappschüsse, nicht alle seine Reisen, seine Umzüge, Platzwechsel  waren verursacht von eigenen Entschlüssen, nicht alle das pure Vergnügen…
Nicht alle waren kurz wie typische Ferien oder komfortabel wie gesehen in bunten Reise-Katalogen. Unwichtig ob man an seinen Fahrrad-Trip auf Kreta, seine Motorrad/Schlafsack-Reisen in Griechenland, Türkei, exJugoslawien denkt oder auch an die oft längeren Aufenthalte zB in Kalifornien, Indonesien oder eben auch seine 2,5 Jahre im Stasi-Knast (siehe Wikipedia).

Nach und nach entwickelte er eine Art mobile Heimat, eine transportable Bühne… In ziemlich keinem seiner Gemälde sieht man Menschen. Vor allem weil ihn Porträts nie interessiert haben… nicht von Personen, nicht von Landschaften.

Dieses Thema stammt sicher aus dem Gefühl sich nicht zu Hause zu fühlen von wo er stammte, nicht akzeptiert zu sein als Teil dessen, nicht interessiert  Teil zu sein. Nicht von Gruppen, von Strömungen und doch… manchmal Sehnsucht danach...

Geboren in einem kleinen Nest Ostdeutschlands begriff er sehr schnell die Grenzen der persönlichen Freiheit und die Käfige, in welche wir geboren werden ohne wählen zu können…

Seine Mutter wegen Krebs, seinen Vater wegen Selbstmord's verlierend, nicht zugelassen an ostdeutschen Universitäten wegen "mangelhafter sozialistischer Persöhnlichkeitsentwicklung" (stimmte ! Bis heute glaubt er weder an irgendwelche is'men noch folgt er ihnen) fand er sich mit 21 Jahren im Gefängnis der Stasi nach dem Abenteuer eines Fluchtversuchs durch Ungarn und Jugoslawien. 

 Dort , trotz Zwangsarbeit in 3 Schichten an 7 Tagen die Woche fühlt er sich das erste Mal frei. Beginnt mit dem Schreiben, dem Zeichnen, umgeben von sehr viel intellektueller Energie anderer Gefangener. Alle diese Arbeiten wurden regelmässig konfisziert, lediglich ein kleines Gedicht gelangt auf sicher nicht ganz hygienischen Wegen ins Mauer-Museum am Check-Point-Charly, wo es bis heute zu sehen ist.

1976 befreit ihn die Bundesregierung durch Freikauf  wie andere ca. 1000 politische Gefangene pro Jahr. Endlich kann er sich der Kunst widmen, studiert in Aachen (lebt auf der holländischen Seite der Grenze), an der Münchner Akademie . Im Mangel von Unterstützung seitens der Familie oder anderer Sponsoren wird er Stammbesucher des studentischen Arbeitsbüros, wird Co-Pilot des Beerdigungswagens, Verkäufer von australischen Weinen, Lieferwagenfahrer, Verkäufer in einem Motorrad-Geschäft etc… um nur einige zu nennen.
Später geht's dann nach Long Beach in Kalifornien an die  CSULB. Er entdeckt grosse weite Landschaften, es entstehen grosse Gemälde und er lebt für sich selbst Grenzen  setzend bzw. diese niederreissend. Lange Wanderungen in der Arizona-Wüste, ausgesetzt den Explosionen der Farben in gleichzeitig quasi depressiv leeren Gegenden. Trifft Leute aus allen Ecken der Welt ohne von den typischen Wir-Wissen-Alles-Leuten umgeben zu sein.

Erste  ernsthafte Ausstellungen folgen, rückkehrend nach Deutschland aus eher pragmatischen Gründen hier kleine Möglichkeiten des täglichen Überlebens zu haben. Das erste "Atelier" wird eine stillgelegte Brauerei in Miesbach, umgeben von herabrieselnden Getreide-Spelzen, von Ratten und sehr sehr viel Kälte, sich das Wasser auf Camping-Gas  schmelzend bricht eine gerade zu manische Aktivität aus.

 Nach Verlust dieses Platzes wegen Umbau zu einem Geschäftszentrum findet er durch die Hilfe eines ehem. Mitstudenten einen ähnlichen Platz in einer ehemaligen Mühle  in Wolfratshausen. Schritt für Schritt werden die Leinwände durch Mehlsäcke ersetzt die er dort verstaubt und verdreckt findet , viele mit einem Hakenkreuz und Heeresverpflegungstelle gestempelt, so seinen Weg diese traurige Geschichte durch Übermalen mit kräftigen Farben zu bewältigen.

Die nun folgenden Ausstellungen bringen relativ gute Verkäufe, allerdings: am Ende des Geldes war oft noch ein gutes Stück Monat zu bewältigen… Nach und nach beginnt seine Arbeit im Bereich Design, später auch in der Architektur, allerdings die Zeit für die Malerei auffressend.

Ein bescheidener Erfolg bringt ihm Arbeit für viele Firmen ein, vor allem  sich weltweit verkaufte Stühle entwerfend , es folgen private Wohnungen, die Restaurierung der berühmten Thonet-Villa (dem Erfinder der industriellen Stuhlproduktion), Planung für eine alpine Ski-Schule und ein Stuhlmuseum folgen, macht den Art-Direktor für verschiedene Firmen, entwirft aufmerksam machende Messestände und Kataloge, doch nicht einmal das Feuer in seinem Atelier kann den Maler in ihm völlig auslöschen... die Sommeraufenthalte in Sardinien bringen hunderte kleine Aquarelle hervor.

Oft  wacht er morgens  in Schweiss gebadet auf weil er die ganze Nacht gemalt hatte… Ende des vergangenen Jahres ergab sich mehr oder weniger zufällig ein Kontakt zu neuen Ausstellungsmöglichkeiten. Nicht nur akzeptierte er diese sehr dankbar, er fing auch wieder an zu malen, nicht ganz ohne Lampenfieber.